DIE INTARSIEN-VIOLINE

Alfred Binner (Geigenbaumeister in 3. Generation) fertigt mit Vorliebe Violinen, die einen ganz eigenen Charakter haben und nimmt sich häufig die Modelle von Guarnerius del Gesú als Vorbild.

Giuseppe Guarneri, dem die Nachwelt den Beinamen „del Gesú“ gab, war ein ital. Geigenbauer (1698-1744), der wie Antonio Stradivari in Cremona ansässig war. Guarnerius´ Violinen galten als sehr ausdrucksstark. Ihr Klang faszinierte auch Niccoló Paganini, der Anfang des 19. Jahrhunderts als „Teufelsgeiger“ ganz Europa in seinen Bann zog. Er spielte auf der sog. „Cannone“ (1743) von Guarnerius.
Im Jahr 1987 kreierte der Geigenbaumeister Alfred Binner eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Violine.
In einer Unterlagen- und Schablonensammlung seiner Vorgänger fand er ein verschlungenes Rauten-muster, welches er als Stilelement für diese Violine verwenden wollte. Alfred Binner hatte die verwegene Idee die Randeinlagen und die Raute in Form einer Intarsienarbeit mit Perlmuttstückchen einzulegen. So entstand dieses aufwendig und kunstvoll gearbeitete Meisterstück. Bei der Ausarbeitung wurden die Werkzeuge äußerst beansprucht und vor allem die sog. Ziehklinge, eine angeschärfte Metallplatte zum Ausformen von Decke und Boden, wurde schnell stumpf, erzählt der Geigenbaumeister.



Alfred Binner zeichnet sich auch durch seine Vorliebe für unkonventionelle Hölzer mit ausgefallener Maserung aus. Daher hat er für die Decke der Violine eine einteilige und wunderschöne Haselfichte – eine Fichte mit sog. „Haselwuchs“ – verarbeitet. Der Name „Haselwuchs“ ist auf die Ähnlichkeit mit Haselnussholz zurückzuführen, welches ebenso wellenartig ausgeformte Jahresringe besitzt. Das Holz der Haselfichte ist für den Geigenbau ein besonders geschätzter Werkstoff und verleiht dem Holz ein reiches Klangspektrum. In Österreich wurde das „Wissen um die Haselfichte als Klangholz“ 2011 von der UNESCO sogar als nationales immaterielles Kulturerbe anerkannt.



Die Intarsien-Violine von Alfred Binner zeichnet sich somit durch ihre Modell-Vorlage, ihr Material, ihr Rautenmuster und die Umsetzung mit Schildpatt aus.

Nach ihrer Fertigstellung wurde sie 1987 an einen ambitionierten Geigenlehrer verkauft. Vor einigen Wochen konnte Alfred Binner sie zurückerwerben. „Ich erinnere mich an die einzelnen Fertigungsschritte als hätte ich sie erst vor kurzem umgesetzt. Und mit welcher Leidenschaft und Elan ich da herangegangen bin, begeistert mich noch heute!“, sagt Alfred Binner und freut sich, dass diese besondere Intarsien-Violine nach 35 Jahren durch Zufall wieder zu ihm zurückgekehrt ist.

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